1937 - 1953 Flensburger Brauereien Emil Petersen & Co. KG (Text: Stephan Wiese)
Schon wenige Jahre später, am 28.06.1937 stehen weitere Veränderungen ins Haus. An diesem Tage beschließt eine
außerordentliche Generalversammlung: "Vermögen und Geschäftsbetrieb der bisherigen Flensburger Brauereien A.G. wird auf
die Emil Petersen & Co. Kommanditgesellschaft übertragen". Bereits ein ¾-Jahr zuvor hatte sich eine außerordentliche
Generalversammlung mit dem Thema beschäftigt.
Diese vielfachen Umfirmierungen erleichtern es den Sammlern später, Raritäten zeitlich besser zuzuordnen.
Spätestens jetzt hat Emil Petersen das Ruder voll in seinen Händen. Er beweist, daß er nicht nur ein grandioser Geschäftsmann
ist, sondern auch das Wohl seiner Mitarbeiter ist für ihn außerordentlich wichtig, als er u.a. 1938 die betriebsinterne
"Unterstützungs- und Wohlfahrtskasse" ins Leben ruft.
Ein Fond, aus dem fortan Ruhegelder, Witwen- und Firmenrenten gezahlt werden. Ein sozialer Akt sondergleichen.
Weiter wird jede Möglichkeit der Betriebsausweitung ideal ausgenutzt, so auch als die Pichereianlage erneuert, ein
Süßwasserkühler angeschafft, sowie neue Gärbottiche und weitere Aluminiumtanks aufgestellt werden.
1939 folgt sodann die Aufstellung eines Stromgenerators zur Verbesserung der Expeditionsräume.
Die Brauerei ist nun zur jährlichen Expansion bereit und der Erfolg scheint gar vorgezeichnet, wäre da nicht die Politik mit ihren
wahnsinnigen Zielen und Wünschen, unter denen die nächsten 6 Jahre Millionen Menschen leiden müssen. Denn im Sommer
1939 erlebt die Menschheit eine Form der Grausamkeit, die noch Jahrzehnte später durch nichts übertroffen wird, denn der
2.Weltkrieg bricht aus.
Schon vom Mai an bis zum September 1940 werden von der Brauerei, vermutlich als Vorbote und später Auswirkung des
Krieges in den Flensburger Nachrichten viele Männer und Frauen als Arbeiter/innen, Heizer, Buchhalter, Kraftfahrer oder
Stenotypistinnen gesucht.
Es folgen drastische Kontingentierungsmaßnahmen für Gerste bzw. Malz und der Geschmack des Bieres sinkt, dank eines
Stammwürzegehaltes* von nur noch 2-3%, auf ein schier unerträgliches Maß. Das Molkebier*, wie es genannt wird, hat mit dem,
was das bierverwöhnte Volk bisher kennengelernt hat, rein nichts mehr zu tun.
Sehr bemerkenswert ist auch, daß die Brauerei von Anfang 1941 bis Ende 1947 keinerlei Zeitungswerbung mehr macht, ein
Zeichen für die wirtschaftlich angespannte Zeit des Krieges und danach.
Im Mai 1945 ist endlich Kriegsende, jedoch vom Wunder der Wirtschaft ist auch die Flensburger Brauerei zunächst noch weit
entfernt.
Selbst 1948, im Jahr der Währungsreform, lasten immer noch die Bewirtschaftungsgesetze auf ihnen und sie müssen ein
Leichtbier* brauen mit einem noch geringeren Stammwürzegehalt von nur 1,7%, eine Zumutung für die Genießer dieser Zeit.
Eine Erlaubnis zum Brauen von 8%-igem Bier wird nach einem Monat zunächst wieder fallengelassen, jedoch endgültig im März
1949 zugelassen und schon Ende August schreibt die Zeitung in großen Lettern:
"Biertrinken ist wieder ein Genuß!" oder
"Bier hat wieder Friedensqualität!".
Werbeanzeige vom
01.09.1948
Und das bezieht sich insbesondere auf den
Stammwürze-, Nährwert- sowie
Alkohol- gehalt des neuen Bieres. Die ersten
Nachkriegsbiere sind das
"Flensburger Lagerbier" und "Flensburger
Pilsener".
Auch diese Flaschen und mittlerweile auch
schon schöne Gläser, etc. aus
der Zeit befinden sich heute in unseren
Sammlungen.
Flensburg wächst und wächst, bereits 1950
überschreitet die Einwohnerzahl
der Stadt schon 102.000. Im Januar verzapft
die Brauerei das erste Bockbier
der Nachkriegszeit.
Als erste deutsche Brauerei führt die Flensburger Brauerei eine Steinieflasche* mit Lochmundverschluß* ein mit so
wohlklingenden Namen wie z.B. "Edles Helles". Dazu einheitliche, praktische Transportkisten aus Holz, aber vor allem
formschöne und ansprechende Daueretiketten (Einbrandflaschen).
Ab 1951 wird "Quick-Limonade" hergestellt, den älteren Mitmenschen sicher noch gut in Erinnerung. Etwas später in Lizenz Afri-
Cola, Bluna und Blunazit (da deutschlandweit verbreitet, sind diese Produkte im Katalog nicht erwähnt). Daneben auch noch
Nawintaprodukte auf der Grundlage der von dem Windsheimer Quellvertrieb gelieferten Rohstoffe.
Es beginnen nunmehr groß angelegte neue Überplanungen des gesamten Betriebes.
1952-53 beginnt der Umbau und die Vergrößerung des
Sudhauses.
Flensburger Brauereien Emil Petersen GmbH& Co KG
Club der Flensburger Brauereien Raritätensammler e.V.